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Sanierung des Thermalbades in Gefahr?

Am Freitag, 13, November 2020 veröffentlichte der Generalanzeiger Bonn den nachstehenden Artikel zu der geplanten Sanierung des Thermalbades Sinzig-Bad Bodendorf.

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KOMMENTAR
Das kann keiner wollen
Meinung
Bad Bodendorf: In der Sinziger Kommunalpolitik droht eine folgenreiche Rolle rückwärts: Die dringend erforderliche und beschlossene Sanierung des Thermalbades in Bad Bodendorf steht gewaltig auf der Kippe.

Zwar gilt das in den 30er Jahren erbaute Nostalgiebad mit seinem besonderen Charme als ein Aushängeschild der Stadt, doch bereiten die anstehenden hohen Sanierungskosten großes Kopfzerbrechen.

Was nicht weiter verwundert: Lange ist es nämlich noch nicht her, als man glaubte, mit 700.000 Euro Sanierungskosten auszukommen. Dann waren es plötzlich 1,4 Millionen, dann 2,1 Millionen, nun ist man bei bis zu 2,7 Millionen Euro angelangt, ohne dass sich bei den Planungen allzu viel geändert hat. Was die Frage aufwirft, wer da mit welchen Kosten was geplant hat. Die nicht gerade alten Kostenberechnungen weichen nämlich von den Vergabesummen erheblich ab, was nicht alleine mit landauf, landab gestiegenen Baukosten zu erklären ist.

Die Vorstellung, man könne das Bad doch notdürftig reparieren, geht ins Leere. Mit Flickwerk ist es nämlich nicht getan. Die Technik entspricht längst nicht mehr den DIN-Vorschriften, es wäre eine Frage von wenigen Monaten, bis das Kreisgesundheitsamt sich gezwungen sähe, das Schwimmbad zu schließen.

Betrieben wird das seit Ende 2019 geschlossene Bad von einem Pächter-Ehepaar, das bereits 2020 keine Einnahmen mehr erzielte und nach derzeitigem Stand auch im kommenden Jahr keine Einnahmen verbuchen wird. Kehren sie, die als Techniker, Gärtner, Gastronomen, Schwimmlehrer, Putz- und Klofrau im bewundernswerten Dauereinsatz waren, dem Bad aus sehr verständlichen Gründen nun den Rücken, weil sie dort keine Perspektive mehr erkennen, wirft das für die Stadt ein weiteres Problem auf.

Was auch für den Fall gilt, wenn dem Förderverein nun endgültig der Geduldsfaden reißt. Mehr als 6000 Arbeitsstunden haben die 500 Mitglieder in den vergangenen Jahren ehrenamtlich eingebracht und zudem stattliche Geldsummen an Spenden überwiesen.

Eines dürfte klar sein: Wenn das Bad Bodendorfer Thermalbad nicht  – wie ja zunächst einmütig beschlossen – saniert wird, darf man getrost von einer endgültigen Schließung sprechen. Das kann eigentlich keiner ernsthaft wollen.

Badfreunde pochen auf Sanierung des Nostalgie-Schwimmbeckens
Sinzig Der Förderverein des Thermalbads Bad Bodendorf kämpft seit Jahren dafür, dass das Schwimmbad mit dem nostalgischen Charme weiterbesteht. Der Bauauschuss der Stadt hat unvermittelt einen Rückzieher gemacht und gegen die Sanierung votiert. Förderer und Pächter sind fassungslos.

Geduld ist eine gute Eigenschaft. Aber nicht, wenn es um die Beseitigung von Missständen geht, befand einst eine englische Politikerin. Reichlich strapaziert wird längst die Geduld des Fördervereins Thermalbad Bad Bodendorf: Seit Jahren kämpft die von Hans Diedenhofen angeführte Initiative mit Fleiß, Herzblut, Arbeitseinsatz und viel Geld dafür, dass das Sinziger Nostalgiebad mit seinem Charme aus den 30er-Jahren weiter bestehen kann.

Längst hatte das Kreisgesundheitsamt technische Verbesserungen angemahnt und mit Schließung gedroht, als sich die Kommunalpolitik der Barbarossastadt dann entschloss, eine Grundsanierung vorzunehmen. In 2020 sollte nach bereits vorausgegangenen Verschiebungen endlich begonnen werden. Vor wenigen Tagen dann die Rolle rückwärts. Förderverein und Pächter-Ehepaar sind fassungslos. Auch die Stadtverwaltung staunt. Sie hatte die beschlossene Sanierung längst auf die Schiene gesetzt.

Dass die Kommunalpolitik in Sinzig in Sachen Thermalbad reserviert ist, kommt allerdings nicht von ungefähr. Schließlich soll die Sanierung des weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Schwimmbades nicht – wie ursprünglich kalkuliert  – 1,4 Millionen, sondern vielmehr rund 2,3 Millionen Euro kosten. Zähneknirschend stimmten die städtischen Gremien zu.

Um eine Nachtragsreserve zu bilden und etwaige zu erwartende Nebenkosten bezahlen zu können, wird der gesamte Finanzierungsbedarf mit gar 2,7 Millionen Euro angegeben. Entgegen der erst einige Monaten alten Kostenschätzung belaufen sich beispielsweise die Abbruch- und Erdarbeiten plötzlich nicht auf 530.000, sondern auf 950.000 Euro, die Badewassertechnik nicht auf 230.000, sondern auf 311.000 Euro. Dies ohne jede Erklärung. Weiterer Wermutstropfen: Lediglich ein Bieter hat sich an der in Gang gesetzten Ausschreibung beteiligt: Die Begeisterung der Kommunalpolitik für das Vorhaben lässt seither merklich nach.

Nur das Nötigste reparieren?
Die Folge: Überlegungen wurden laut, doch nur das Nötigste zu reparieren, das Becken nicht mit einer Edelstahlwanne zu versehen, sondern es lediglich „provisorisch herzurichten“. Losgelöst davon, sei das gesamte Sanierungsvorhaben „nicht zu Ende gedacht“.

Mit einer provisorischen Herrichtung wird es jedoch nicht getan sein: Das Bad entspricht vor allem hinsichtlich der Frischwasserdurchströmung seit Jahren nicht mehr den DIN-Normen, der Wasserschwall gilt als nicht mehr verkehrssicher und muss abgerissen werden, die Fliesen werden wegen mangelhafter Silikonabdichtungen unterspült und bilden Keimherde, die zu unangenehmen bakteriologischen Befunden führen können, berichtet Badbetreiber Frank Riffels.

Brandbrief an die Stadt
Für den Vorsitzenden des 500 Mitglieder zählenden Fördervereins, Hans Diedenhofen, ist die neue Gemengelage jetzt Veranlassung, einen Brandbrief an die Mitglieder des Stadtrates zu schicken. Darin unterstreicht der Fördervereinschef  – sichtlich bemüht um moderate Töne – die Wichtigkeit des Bades für den Tourismus und die Naherholung, für das Image der Stadt, vor allem aber auch für das Schulschwimmen. Dabei beruft sich Diedenhofen auf bedrückende Zahlen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG): 60 Prozent der zehnjährigen Kinder können nicht schwimmen. Bekanntlich bietet das Pächterehepaar seit Jahren Schwimmkurse für Kinder an.

Badegäste Romy Schneider, Johannes Heesters und Willy Millowitsch
„Das gesamte vom Thermalbad ausgehende Wirtschaftspotenzial könnte in Zukunft noch viel besser für die Gesamtstadt genutzt werden“, ist sich Diedenhofen sicher. So könnten nicht nur die Stadt, sondern auch die einzelnen Ortsteile im Bad für sich und ihre Veranstaltungen werben.

Das Nostalgiebad, in dem einst bereits Romy Schneider, Johannes Heesters und Willy Millowitsch ihre Runden drehten, werde schließlich von zahlreichen auswärtigen Gästen besucht. Diedenhofen: „Sinzig hat mit diesem Kultbad einen Schatz, den es auch von vielen auswärtigen Menschen zu entdecken gilt.“

Eine besondere Chance biete hierbei die 2022 in der Nachbarstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler anstehende Landesgartenschau. Würde nun endlich mit der Sanierung begonnen, könne auch zeitgerecht für Sinzig als Tor zum Ahrtal geworben werden.

Der Förderverein wies in seinem Brief auch darauf hin, dass andere vergleichbare Städte froh wären, ein Schwimmbad vorzuhalten, das hinsichtlich der Betriebskosten lediglich mit 80.000 Euro bezuschusst werden müsse. Woanders liege der Betrag zehnmal höher. Was nicht zuletzt dem großen Engagement des Pächterehepaares sowie der ehrenamtlichen Arbeit des Fördervereins zu verdanken sei. Es liege nun am Stadtrat, die Zukunft des Bades zu sichern.

Victor Francke
Redakteur
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Geschäftsführer Kersten Köhler

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